Viele inhabergeführte Betriebe, sei es im Handwerk, dem Handel oder dem Dienstleistungsgewerbe, stehen vor dem immer gleichen Problem:  Wenn die Führung des Betriebs seit Jahrzehnten in einer Hand liegt und man 60 Jahre oder älter ist, denkt man an den Ruhestand. Aber was passiert mit meinem Unternehmen? Auflösen ist keine Option, es hängt nicht nur Herzblut am Betrieb, sondern auch die langjährigen Mitarbeitenden können nicht einfach in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Auch befinden sich im Betrieb häufig erhebliche Werte, sei es Betriebsausstattung, laufende Verträge, Firmenfahrzeuge oder gar Grundstücke und Immobilien. Diese können bei einer Betriebsaufgabe zwar versilbert werden, dann aber häufig weit unter Wert. Und das eigene Lebenswerk wäre auch beendet. Aber findet man einen geeigneten Nachfolger? Und wie?

Vorausschauende Planung gibt Sicherheit

Nicht immer finden sich in den Reihen der Mitarbeitenden geeignete Nachfolger für den Betrieb. Viele sind zwar tolle Mitarbeiter, aber eignen sie sich auch als Führungskraft eines Unternehmens, denken sie vorausschauend und wirtschaftlich, sind die sowohl fachlich als auch kaufmännisch in der Lage, ein Unternehmen mit alles Chancen und Risiken erfolgreich weiterzuführen? Und sind sie bereit und charakterlich n der Lage, von der Arbeitnehmer- auf die Arbeitgeberseite zu wechseln und wird das von den andern Mitarbeitern akzeptiert werden? Und schlussendlich soll der Betrieb ja nicht verschenkt, sondern verkauft werden. Stehen dafür beim potenziellen Übernehmenden die finanziellen Mittel zur Verfügung? Finden sich aus den eigene Reihen keine geeigneten Nachfolgekandidaten, können die Handwerkskammer, die Innung, die IHK oder auch private Vermittler als Ansprechpartner dienen. Dies geben häufig auch professionelle Hilfestellung bei den anstehenden Regelungen, ist erstmal ein geeigneter Nachfolger gefunden. 

Frühe Weichenstellung ist entscheidend

Hat man als BetriebsinhaberIn das Glück, an einer Betriebsübernahme Interessierte zu gefunden zu haben, ist selbst bei Nachfolgern aus der eigenen Familie neben klaren und eindeutigen Vereinbarungen, wie der Generationenwechsel personell, zeitlich und finanziell geregelt werden soll, eine lange Einarbeitungs- und Übergangszeit erforderlich. Der oder die Nachfolgerin muss genügend Zeit haben, sich mit den internen Betriebsabläufen vertraut zu machen, Lieferanten und Kunden kennenzulernen und zu diesen eine ebenso vertrauensvolle Basis zu schaffen wie mit der alten Betriebsführung. Und von höchster Priorität ist das loslassen der alten und das Vertrauen in die neue Führung. Nichts kann einen reibungslosen Betriebsübergang mehr gefährden und alle Beteiligten frustrieren, wenn „alt“ nicht loslassen und „neu“ nicht Rückendeckung bekommt. 

Hilfe von Profis annehmen

Das Unternehmen zu leiten, ist seit Jahren hervorragend gelungen, fachliche und menschlich Kompetenz ist vorhanden, auf dem Fachgebiet kennt man sich aus. Nur mit einer Betriebsübergabe hat man sich noch nie beschäftigt. Was ist aus steuerlicher Sicht zu beachten, wie sichert man alten und neuen Betriebsinhaber ab, wie sind die Vereinbarungen transparent und fair zu gestalten? Was ist gegenüber Lieferanten, Kunden und laufenden Geschäftsvorgängen zu beachten, insbesondere wenn es sich um Einzelunternehmen und nicht um eine GmbH handelt, bei der eigentlich nur Geschäftsführer und Gesellschafter auszuwechseln sind? Eine Unternehmensnachfolge kann nicht „von der Stange“ geregelt werden, den obwohl es unzählige Ratgeber und Checklisten im Internet gibt, ist hier eine enge und individuelle Beratung und Begleitung erforderlich. Erster Anlaufstelle sollte hier neben dem Steuerberater die berufsständisch Vertretung sein, die hierfür meist kompetente Ansprechpartner vorhalten.

Andreas Tietgen, 27.02.2023